Zu kaum einem anderen Thema gibt es so viele (Fehl-)Informationen, Meinungen, Gerüchte und auch Emotionen. Wir haben für Sie die neuesten Erkenntnisse über das Coronavirus zusammengefasst und klären ein paar gängige Mythen auf.
VON MAG. PHARM. IRENE SENN, PHD
1 – WARTEN AUF TOTIMPFSTOFFE
Viele Menschen misstrauen den neuartigen mRNA-Impfstoffen und warten auf einen „klassischen“ Totimpfstoff. Diese Angst ist unberechtigt. Totimpfstoffe enthalten abgetötete Krankheitserreger (Valneva) oder auch nur mehr Teile davon (Novavax). Im Gegensatz dazu enthalten mRNA-Impfstoffe die Baupläne für eben genau diese Einzelteile (auch Antigene genannt). In unserem Körper
machen aber alle Impfstoffe dasselbe: sie konfrontieren unser Immunsystem mit diesen Antigenen und rufen dadurch die schützende Immunantwort hervor. Die bislang veröffentlichten Daten zu den Totimpfstoffen zeigen, dass sie in Hinblick auf die Sicherheit und Wirksamkeit mit den mRNA-Impfstoffen vergleichbar sind.
2 – NEBENWIRKUNGEN | STRENGÜBERWACHT – TEIL 1
Soviel vorab: Noch nie zuvor hatte man so große Gewissheit, dass eine Impfung sicher ist, wie gerade eben bei der Coronaimpfung. Denn einerseits wurden die Impfstoffe vor der Zulassung – wie alle anderen Impfstoffe auch – in klinischen
Studien intensiv geprüft. Zusätzlich – und das ist neu – wurden mittlerweile weltweit über 8,12 Milliarden (!) Impfstoffdosen verabreicht und alle Impfreaktionen genauestens dokumentiert und analysiert. Und die Ergebnisse sind eindeutig: Die Impfungen sind sicher und hochwirksam.
3 – STRENG ÜBERWACHT – TEIL 2 UND LANGZEITSCHÄDEN
Auch die Sorge vor Langzeitschäden ist unberechtigt. Aus der Erfahrung mit anderen Impfstoffen weiß man, dass die meisten Nebenwirkungen innerhalb von Stunden bis Tagen nach der Impfung auftreten, selten auch mal nach Wochen. Spätfolgen, die erst nach Jahren auftreten, sind bei Impfstoffen generell nicht bekannt. Häufige bekannte Nebenwirkungen der Coronaimpfstoffe wie Schmerzen an der Einstichstelle, Kopf- und Gliederschmerzen und leichtes Fieber sind zwar unangenehm, sie zeigen aber, dass das Immunsystem auf den Impfstoff reagiert hat.
4 – MEHR GEIMPFTE = MEHR IMPFDURCHBRÜCHE
Laut aktuellen Daten der Österreichischen Gesundheitsbehörde AGES liegt die
Anzahl der Impfdurchbrüche bei vollständig Geimpften unter 1 % – gerechnet über den gesamten Zeitraum seit Impfbeginn. Durch die aktuell hohen Infektionszahlen und die steigende Impfquote nimmt als logische Folge auch die Anzahl der geimpften und dennoch an SARS-CoV-2-erkrankten Personen zu. Die Tatsache, dass sich auch Geimpfte infizieren können, ist nicht ungewöhnlich, denn: Kein Impfstoff kann eine 100%ige Wirksamkeit aufweisen. Das heißt aber nicht, dass die Coronaimpfung nicht wirkt. Aktuelle Daten zeigen eindeutig, dass die Impfung effizient vor schweren bzw. tödlichen Verläufen schützt.
5 – BIN ICH GESCHÜTZT? – ANTIKÖRPERTESTS
Wenn IgG-Antikörper im Blut vorhanden sind, kann angenommen werden, dass man entweder eine COVID-19-Infektion durchgemacht oder auf die Impfung angesprochen hat. Allerdings ist es derzeit nicht möglich, anhand der gemessenen Antikörpermenge Rückschlüsse auf eine Immunität zu ziehen. Denn leider ist bislang nicht bekannt, wie hoch der Laborwert sein muss, damit man von einem zuverlässigen Schutz ausgehen kann. Das Nationale Impfgremium rät daher von einer standardmäßigen Antikörperbestimmung ab.
6 – STUDIE: WIE LANGE WIRKEN IMPFUNGEN?
Die Schutzwirkung der Coronaimpfung lässt nach einigen Monaten deutlich nach. Wie stark, hängt einerseits vom Impfstoff, andererseits vom Lebensalter ab. Eine schwedische Studie ergab: Nach zwei Monaten lag der Schutz – gemittelt über alle Impfstoffe – bei rund 90 %. Nach sieben Monaten waren es nur mehr 23 %. Derzeit weisen alle Daten darauf hin, dass die Coronaimpfung am wirksamsten ist, wenn sie als Dreier-Schema verabreicht wird. Mit dem dritten Stich darf man auch auf eine längere Immunität hoffen. Eine Anmeldung ist jederzeit über: www.oesterreich-impft.at möglich
Quelle des Artikels: https://epaper.apoverlag.at/epaper-api/overview